Der Mann mit der Jacke

Von Markenkleidern geht allgemein eine gewisse Faszination aus. Ich kann nicht leugnen, dass dies auch mich betrifft. Noch nie war es jedoch so, dass ich dieser Faszination einfach so erliegen hätte können – diese Kleider sind ja auch nicht ganz gratis. Am ehesten noch trage ich Markenschuhe, da jene teilweise auch den Ruf haben stabil und ihren Preis wert zu sein. Zudem kann ich beim Einkauf jeweils vom Konkurrenzkampf der verschiedenen Schuhgeschäfte und den damit verbundenen Aktionsangeboten profitieren.

Bei einigen Kleidermarken fehlt dieser Druck zum Teil ganz, und/oder die Qualität ist ausserordentlich hoch. Dumm nur, dass genau solche Marken durch ihre Exklusivität besonderes Begehren auslösen. Bei mir sind es zum Beispiel Textilien der Marke Mammut, die mich besonders faszinieren: Swiss made, hochwertig verarbeitet und sehr funktional. Jedoch halt doch auch „ein bisschen“ kostspielig …

Gross war meine Freude, als ich letzten Herbst in einem Sportfachgeschäft, das Totalausverkauf machte, eine dunkelblaue 3-in-1-Jacke von Mammut entdeckte. Wo gibt es sonst schon solche Jacken mit 70 Prozent Rabatt? Für meine Verhältnisse war sie immer noch recht teuer, aber im zahlbaren Bereich. Ich schlug zu und nenne nun – nachdem ich vor etwa 10 Jahren ein T-Shirt geschenkt erhalten hatte – erst zum zweiten Mal ein solch exklusives Mammut-Kleidungsstück mein eigen.

Vorgestern im Zug sass ich zum ersten Mal einem Mann gegenüber, dessen Jacke mir seltsam vertraut vorkam: Alle Reiss- und Klettverschlüsse, Logos und Knöpfe am selben Ort. Vielleicht war seine Jacke eine Nummer kleiner als meine. Sonst waren sie jedoch identisch. Man hätte sie also praktisch als eineiige Zwillinge bezeichnen können. Wäre da nicht der kleine Unterschied gewesen, dass seine Jacke dunkelgrün war.