Gestrandet in Dietlikon
Dietlikon. Der Zug steht still. Nichts geht mehr. Passagiere steigen aus. Allesamt. Im Nirgendwo. In der Ferne das Pathé, die Ikea und Coca-Cola. Linienbusse fahren nach irgendwo. Pendler stehen rum. Ratlos. Schulterzucken. Telefongespräche. Textnachrichten. Wie weiter? Wohin jetzt? Gestrandet.
Zum Glück war das nicht mein Zug …
Am Flughafenfest (4)
Die S11 brachte mich schliesslich nach Winterthur. Sie war bedeutend weniger überfüllt als das Tram, mit dem ich dorthin gelangt war. Auch verkehrte sie pünktlich. Keine Sorge also, dass ich die S26 in Winterthur erwischen würde.
Die S26 fährt jeweils um :13 und :43 ab, und die Ankunft der nächsten S26 ist jeweils um :17 und :47. Um 17:49 angekommen, sollte es also möglich sein, grad in den nächsten Zug einzusteigen und gut 20 Minuten zu warten.
Doch weit gefehlt: Der Zug war weit und breit nirgends zu sehen und kam erst um gut 18 Uhr an. Leer.
Wo er wohl gewesen war?
Am Flughafenfest (3)
Irgendwann wollte ich wieder heim. Das wäre normalerweise auch problemlos möglich gewesen, denn am Flughafen-Bahnhof fahren alle paar Minuten Züge Richtung Winterthur.
Leider war ich nicht ganz der Einzige mit diesem Ansinnen: Einige Leute warteten bereits auf den Zug.
Wer den Flughafen-Bahnhof kennt, weiss, dass er grosso modo aus vier Geleisen besteht, die über zwei Perrons erschlossen sind. Das Ganze unterirdisch, erschlossen wiederum durch je zwei Rolltreppen. Wenn das Perron voll ist, ist es voll.
Die Leute stauten sich zurück, die stehende Rolltreppe hoch und noch ein ganzes Stück nach hinten. Das müssen mehrere hundert Leute gewesen sein, die da warteten, bis sie schon nur in die Nähe ihres Zuges kämen.
Planänderung: Ich nahm das Tram. Hoch rennen zur Tramstation; warten; einmal rund ums Tram rum rennen, weil ich zu weit vorne stand; knapp vor Abfahrt zuhinterst ins bereits gut gefüllte Tram einsteigen; zum Bahnhof Stettbach schaukeln.
Dazwischen die Durchsage der Zürilinie: „Wegen hohem Fahrgastaufkommen (Dativ!) verkehren die Linien 10 und 12 in unregelmässigen Zeitabständen. Wir empfehlen Reisenden von und nach Flughafen, die S-Bahnen zu benützen.“
Jene S-Bahnen also, die man nur über den verstopften Bahnhof erreichte.
Das Verkehrskonzept: ein Desaster!
Am Flughafenfest (2)
Sehr viele Aussteller und Attraktionen gab es am Flughafenfest: Fluggesellschaften waren ebenso vertreten wie Swissport – die „Alle-Dienste-Leisterin“ am Flughafen, vom Gepäcktransport bis hin zur Behindertenbeförderung -, Polizei, Schutz&Rettung und REGA. Selbstverständlich standen auch Flugzeuge rum: Historische Doppeldecker und andere Flieger aus vergangenen Zeiten, eine aktuelle Linienmaschine, Helis von AAA, REGA und der Schweizer Armee, sowie eine F-35A, die ab 2027 zum Einsatz kommen wird. Letztere mit Schweizer Hoheitszeichen und Nummer.
Man konnte sich reinsetzen und fotografieren lassen, doch die Schlange war lang, sehr lang. Etwa 90 Minuten lang. Das war mir zu lang. Zumal es sich bei dem Flugzeug um eine hölzerne Attrappe handelte.
Die Schweizer Flugzeuge sind noch nicht produziert …
Am Flughafenfest (1)
Der Flughafen Zürich wurde 75 Jahre alt. Dieses Jubiläum beging man mit einem grossen Fest vom 1. bis 3. September. Da ich eine gewisse Affinität zum Flughafen habe – immerhin bin ich im Zürcher Unterland aufgewachsen -, zog es mich auch an dieses Fest.
Am Sonntag, so war es angekündigt, käme die Patrouille Suisse. Eine gute Gelegenheit also, direkt nach dem Gottesdienst in den Zug zu steigen und dorthin zu fahren. Dumm nur, dass andere den selben Gedanken ebenfalls hatten – die Wenigsten zwar nach dem Gottesdienst, aber immerhin am Sonntagnachmittag.
Welch eine Schlange in Richtung Festgelände! Einigermassen stetig, im Schneckentempo, schoben wir uns da runter: Kinder im Kinderwagen, an der Hand der Eltern oder ganz selbstständig, Erwachsene jeden Alters – gesund und körperlich behindert -, sie alle wollten die rund 500 Meter schnell hinter sich bringen.
Ob die Frau in der Schlange mit dem Kofferwägeli, die gerade so aussah, als käme sie direkt vom Flugzeug, gewusst hatte, worauf sie sich da einliess?
Postauto im Tösstal
Vor gut drei Wochen strandete mein Zug abends während der Stosszeit in Sennhof-Kyburg. Zwischen dort und Rikon, so hiess es, war das Gleis defekt. Uns Pendlern blieb nichts weiter zu tun als auszusteigen, an die Tösstalstrasse runterzupilgern, auf dass ein Bus käme und uns dort auflüde.
Die meisten der Wartenden waren einigermassen geduldig, während viele jemanden aufboten, der sie dort auflüde.
Zumindest aus meiner Sicht hatte sich das Warten gelohnt: Nach einer gefühlten halben Stunde kam ein Postauto und lud uns auf. Nicht irgendein Postauto, sondern eines der Firma Motrag, des Postauto-Unternehmens aus Flaach. Mit genau jenen Postautos war ich früher während 21 Jahren in der Freizeit und während knapp 10 Jahren beruflich als Fahrgast, als Pendler, unterwegs gewesen. Da ich aus jener Zeit noch mit dieser Firma – beziehungsweise mit deren Besitzerfamilie, die ich persönlich kenne – verbunden bin, freute ich mich zusätzlich, nicht von irgendeinem Bus, sondern von diesem Postauto aufgeladen worden zu sein.
Ein schöner Zufall!
Nach Hause
Irgendwann – das wussten wir – würden auch diese Ferien zu Ende sein. Wir schickten uns drein, fuhren mit der U-Bahn zum Flughafen Heathrow. Dieser ist so riesig, dass die Terminals 2 bis 5 von drei verschiedenen Stationen her erreicht werden! Kein Vergleich also zu Edinburgh Airport …
Der Heimflug verlief friedlich; es gab Swiss-Schöggeli statt Edelweiss-Biberli, und dank des etwas besseren Wetters als beim Hinflug konnte man auch den Ärmelkanal und verschiedene Gegenden Frankreichs sehen.
Beim Flughafen Zürich gibt es die Anflugregimes Nord, Ost und Süd. Welches Regime gerade herrscht, ist einerseits von der Zeit, andererseits aber auch von Wetter abhängig. Aus letzterem Grund flogen wir, obwohl von Nordwesten kommend, den Flughafen von Osten an.
Flugzeuge, die auf der Piste 10, also eben aus Osten, landen, fliegen jeweils praktisch direkt über unser Haus. Vom Balkon aus sieht man die Flugzeuge, aber vom Flugzeug aus hat man deshalb keine Chance, das Haus zu sehen. Was meinem Sohn jedoch gelang, war eine Aufnahme des etwas weiter „hinten“, im Tösstal weiter rechts, liegenden Ortsteil Zell.
Ein wahrer Schnappschuss!
Paddington
Unbedingt wollte ich einen speziellen Bahnhof aufsuchen: Paddington Station. An sich ein Bahnhof wie jeder andere, ist er bekannt geworden durch den kleinen Bären mit dem blauen Mantel, dem roten Hut und dem braunen Koffer. Dieser taucht – so habe ich nachgelesen – zum ersten Mal 1958 in einem Kinderbuch von Michael Bond auf. Ein gar putziges Kerlchen, das da unbeholfen und tapsig durch die verschiedenen Geschichten und Bilderbücher stolpert. Man muss ihn einfach mögen.
Weshalb Paddington – er wurde in der Geschichte von der Familie Brown gefunden, nach dem Bahnhof, wo sie ihn gefunden hatten und mit nach Hause mitgenommen – am Bahnhof Paddington gelandet war, wusste wohl nicht einmal der Schriftsteller so genau. Jedenfalls war er „aus dem dunkelsten Peru“ gekommen, wie berichtet wird.
„Please look after this Bear, thank you“ („Bitte kümmern Sie sich um diesen Bären, danke schön“) steht auf einem Schild, das Paddington, der Bär, um den Hals trägt. Eine gute, wichtige Bitte. Ich übertrage sie mal auf die heutige Gesellschaft:
Please look after each other, thank you!
Westminster Abbey
Unsere Ferien neigten sich langsam ihrem Ende zu. In einer grossen Stadt wie London ist es ja grundsätzlich schon so, dass man lange da sein kann, aber doch nicht alles gesehen hat. Das war bei uns erst recht der Fall, die nur zwei Nächte da waren.
Ein Punkt auf unserer Sightseeing-Tour sollte auch Westminster Abbey sein, die grosse Kathedrale, in der Monarchen gekrönt und Prinzen verheiratet werden und die man aussen und auch innen bewundern kann – letzteres jedoch nur, wenn man bezahlt. Abgesehen von Gottesdiensten, die sind gratis.
Die Kathedrale sieht sehr schön aus, mit ihren Mauern, die fein ziseliert sind – wie eine Laubsägearbeit -, mit einer grossen Rosette über dem Portal und hohen Fenstern.
Von innen ansehen konnten und wollten wir sie nicht: Die Schlange war lang, der Preis nicht wirklich tief, der weiteren Sehenswürdigkeiten viele. Was jedoch hier ganz besonders auch wieder auffiel, war der absolute Grundsatz in ganz Grossbritannien:
„Never ever jump the queue!“
Hard Rock Café
Wie wenig ich eigentlich vom Hard Rock Café weiss, wurde mir erst bewusst, als wir auf dem Weg waren, um dort zu Abend zu essen: im ersten, dem „Ur-Hard Rock Café“.
Grundsätzlich handelt es sich dabei um ein Burger-Lokal, das regelmässig sehr gut besucht zu sein scheint. Die Auswahl ist gross, die Bedienung sehr persönlich, wenn auch speditiv, das Essen mundet sehr.
Offenbar haben da im Laufe der Jahre verschiedenste Musiker und Musikerinnen ihre Insignien hinterlassen: Gitarren, Bässe und andere Instrumente, aber auch Kleidungsstücke. Ein wahres Sammelsurium verschönert die Wände.
Die Musik war laut, aber nicht zu laut, und – so liess ich mich gerne belehren – lange nicht nur Hard Rock, denn Ed Sheeran und Michael Jackson zum Beispiel sind eher als Pop-Musiker einzustufen – und die werden da auch gespielt.
Eine gute Ambiance für einen geselligen Abend!