Im „Bären“
Unser Ziel erreichten wir am Samstag, als wir in Dürrenroth ankamen. Es handelt sich hierbei um ein kleines, recht verschlafenes Dörflein im unteren Emmental, an der Buslinie von Huttwil nach Sumiswald gelegen. Entgegen spasshafter Munkeleien sind die Menschen da jedoch kaum mehr „düre bi rot“ als andernorts.
Zuerst zog es uns in Dürrenroth direkt ins Restaurant. Wobei ich hier das Wort „Beiz“ definitiv bevorzuge: Der „Bären“, die Wirtschaft an der Hauptstrasse, ist dem Schein nach eine klassische – und jetzt kommt‘s – Landbeiz. Wenn man von den offensichtlichen Neuerungen aus dem 20. und 21. Jahrhundert absieht, könnte man sich in einem Gotthelf-Film oder zumindest in einem der schwarz-weissen Heimatfilme aus den 50er- oder 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts wähnen.
„Dem Schein nach“ deshalb, weil da und dort moderne Hilfsmittel und Gadgets Einzug gehalten haben: Smartphone-Buchungssystem, Desinfektionsmittel, Gummipuffer bei den Türen, (verdiente) 13 GaultMillaud-Punkte. Klassisch jedoch eben die vorzüglichen typischen Emmentaler Speisen (laut Speisekarte „etwas kleiner als normale Emmentaler Portionen“ gegen Food Waste, mit Hinweis auf Supplements bei Bedarf) wie Fleischvögel oder ein währschaftes Kotelett.
Klassisch auch der Pokal vom Hornussen-Fest im Vorraum zum WC: Zum 6. Rang. In der 4. Stärkeklasse.
Gestern und vorgestern
Ein Etappenziel unserer Reise am Samstag war Huttwil: Dort stiegen wir in den Bus um. Vorher gelang es mir jedoch noch einen Schnappschuss von Zügen zweier Generationen zu schiessen.
Nicht, dass unser Zug besonders neu gewesen wäre. Nein, er – eine RBDe 565-Komposition – ist laut BLS-Website auch schon seit über 30 Jahren unterwegs. Er war also in meiner Jugendzeit so ziemlich das Modernste, was auf dem Markt war.
Als dieser Zug eingeführt wurde, war der daneben stehende Triebwagen jedoch schon knapp 40 Jahre alt: Dieser – eine BE 545 von 1953 – hört auf den klingenden Namen „Wellensittich“ und war am Samstag offenbar durch eine Gruppe gechartert worden, die damit einen Ausflug unternahm.
Das müssen noch Zeiten gewesen sein, als dieser Zug modern war!
Vorgestern, sozusagen …
Zell LU
Am Samstag waren wir mit einem befreundeten Ehepaar unterwegs ins Emmental. Je nach dem, wo man da hin will, kommt man mit dem Zug bei Zell vorbei. Zell, wie meine Wohngemeinde. Im Kanton Luzern, mit der BLS erschlossen, statt im Kanton Zürich, mit der SBB. Mit einem dörflichen Charakter statt aufgeteilt in mehrere kleinere Ortsteile, fast alle ohne „richtigen“ Ortskern. Mit 2121 Einwohnern statt 6487. Ungefähr auf der selben Meereshöhe wie „unser“ Zell.
Hätten wir nicht ein anderes Ziel gehabt an diesem Tag, hätte es mich gereizt, auszusteigen und dieses „fremde“ Zell zu erkundigen …
Das Hunde-Taxi
Hunde-Sitter kenne ich. Auch „Dog Walker“: So heissen glaub die Leute, die jeweils in amerikanischen Filmen mit fremden Hunden durch Parks spazieren. Sogar HunTas gibt es: Hundetagesstätten, die Entsprechung zu Kitas, wo die Leute statt ihrer Kinder ihre Hunde tagsüber abgeben können.
Was jedoch ist ein „Hunde-Taxi“? Kann da Herrchen oder Frauchen für seinen Hund eine Fahrt buchen? Zum Tierarzt zum Beispiel, wo er dann aussteigt und sich selbstständig in Behandlung begibt? Kaum. Ich sehe – ehrlich gesagt – keinen wirklichen Anwendungsfall.
Und doch stand letzthin ein Auto bei uns am Bahnhof, mit einem Schild hinter der Windschutzscheibe, das es genau als solch ein Taxi auswies.
Mich auf die Lauer legen und warten, bis der oder die Taxihalter/in zurückkommt, mochte ich nicht, und so ging ich weiter.
So wird die Geschichte dahinter wohl ein Geheimnis bleiben …
K.I.T.T.
„Ein Auto, ein Computer, ein Mann“. Wer, wie ich, seine Schulzeit in den Achtzigerjahren verbracht hat und damals einen Fernseher hatte, kennt sowohl dieses Zitat, als auch Michael Knight und sein Auto „K.I.T.T.“.
Die Serie „Knight Rider“ mit der Prämisse (ebenfalls aus dem Intro) „Ein Mann und sein Auto kämpfen gegen das Unrecht“ war schlicht genial: Ein Auto, das sprechen, denken und autonom fahren konnte; ein Held, der mittels einer Uhr mit seinem Auto sprechen konnte. Unvorstellbare, unrealistische Fiktion damals, aber halt doch – genial.
Nun jedoch stand genau dieses Auto in unserem Nachbardorf an der Gewerbeausstellung: Das rote Lichterband an der Front des schwarzen Trans Am bewegte sich hin und her, das Cockpit erstrahlte in seinem Achtzigerjahre-Chic mit beigem Polster, schwarzem Kunststoff und vielen mechanischen Knöpfen und Tasten.
Dass es sich dabei um einen – wenn auch sehr gelungenen – Nachbau handelte, tat der Faszination keinen Abbruch …
Die S-Bahn „Zell“
Lange dachte ich, es gebe nur einen S-Bahn-Zug der neueren Generation – eine RaBe 511 – mit dem Zeller Wappen. Ich hatte das nachgelesen: Mit viel Trara wurde gefeiert, dass die S11 jetzt auch ins Tösstal fährt und dabei zweimal auf Zeller Boden (in Kollbrunn und Rikon) hielt. Zur Feier dieses Umstandes wurde eine solche Doppelstockkomposition auf den Namen „Zell“ getauft. Nach zwei Jahren kam dann endlich auch der Halt in Rämismühle-Zell.
Nun denn: Gestern sah ich von nahem, was ich bisher nur von ferne, undeutlich zu sehen geglaubt hatte: Es verkehrt auch eine S-Bahn der 1. Generation – der blau-weissen mit der blauen Lok – auf dem ZVV-Netz, deren Lok die weisse Schnecke auf grünem Grund spazieren fährt.
Die Frage ist nun: Bin ich wirklich fünfzehn Jahre nach Zürich gependelt, ohne dass mir das Zeller Wappen auf diesem Zug aufgefallen wäre? Oder – viel schlimmer: Wurde das Zeller Wappen klammheimlich degradiert und ist buchstäblich zum alten Eisen gewandert?
Das hingegen wäre schon ein mittlerer Skandal …
Verregnet
Dass man bei genügend starkem Regen in kurzer Zeit extrem nass werden kann, merkte ich am Mittwoch, als ich von der Schule zum Bahnhof lief: Über die Strasse, dreiundzwanzig Tritte die Treppe hinunter, fünfzig Meter der Promenade entlang bis zur gedeckten Treppe aufs Perron. Rund eine Minute im Freien.
Es regnete Sturzbäche. Innert kurzer Zeit war alles nass: Rucksack, Jacke, Hose. Sehr unangenehm, wirklich, so schnell so nass zu werden.
Meine Frau, die zur selben Zeit im doch eigentlich nahen Winterthur unterwegs war hatte indessen von dieser Sturzflut nichts mitbekommen …
Screensaver
Als wir gestern Abend in Winterthur am Hauptbahnhof an den interaktiven Anzeigescreens vorbeikamen, war einer davon schwarz. Nicht ganz schwarz, nein: Der Schriftzug „Screensaver“ war unten links schwarz auf weiss zu lesen, während ein stilisierter Fensterschaber die quasi scheinbar von innen her „eingeseifte“ Scheibe feucht abwischte.
So lustig das Ganze wirkte, so stellte sich doch auch die Frage: Wieso war der Screen nicht einfach ganz schwarz, ausgeschaltet gar? Und weiter: Haben hier die Designer den Sinn eines Screensavers begriffen, der seinen Namen verdient?
Grob gesagt dient der Screensaver ja einfach dazu, den Monitor zu schützen. Zu schützen vor eingebrannten hellen Pixeln zum Beispiel. Mit bewegten Bildern – früher, zu Zeiten der empfindlichen Röhrenbildschirme, waren fliegende Toaster sehr beliebt – und Abdunkelung.
Da ist ein grosses, statisches weisses Feld gelinde gesagt ein wenig suboptimal …
S11: Unbestimmte Verspätung
Es war gestern Abend keineswegs so, dass ich zu spät am Bahnhof gewesen wäre. Im Gegenteil: Ich konnte auf dem Perron gemütlich nach hinten spazieren, weil ich ausnahmsweise in Winterthur raus musste.
Verspätet jedoch war die S11: Zuerst 3, dann 4, 5, 6 Minuten und irgendwann unbestimmt. Der Grund waren Personen in Gleisnähe zwischen Altstetten und Hardbrücke. Deswegen stand der Zug irgendwo da.
Irgendwann reichte es mir: Die S11 hakte ich ab, die S12 um 17:50 würde laut Anzeige schon gar nicht fahren. Eine Alternative zu suchen, erwies sich im Nachhinein als das einzig Richtige, denn die S11 hatte zum Ende 30 Minuten Abgangsverspätung.
Kurzerhand fuhr in den Hauptbahnhof, in der Hoffnung, dort die S8 zu erwischen. Die S15 würde um 17:50 im HB auf Gleis 41 einfahren, und mit der S8 ginge es um 17:55 auf Gleis 34 weiter. Rauf, rüber, runter in fünf Minuten.
Die wirkliche Ankunft im HB meiner S8 war um 17:51. An der Türe bereitstehen, die Treppe hoch hasten, die etwa 50 Meter durch den Untergrund hetzen, sich wild in die Tiefe zu den Geleisen stürzen.
merke: Vier Minuten sind bei genügend Fitness mehr als ausreichend für einen solchen Transfer.
Und auch sonst klappts …
S11 nach Seen
Die S11 um 17:35 fährt von Zürich Stadelhofen nach Wila. Normalerweise. Die hintersten sechs Wagen fahren nur bis Winterthur Seen. Normalerweise. Der drittvorderste Wagen ist ungefähr da, wo ich warte. Normalerweise.
Gestern jedoch, da war alles ein bisschen anders: Irgendwo auf dem Schienennetz musste es ein Problem gegeben haben. Jedenfalls kamen alle Züge – inklusive unserem – zu spät. Unser Zug wurde verkürzt geführt, was bedeutete, dass die Dichte von Passagier pro Quadratmeter wieder um einiges erhöht war. Eine Störung am Zug liess uns noch später abfahren.
Dass der Teil des Zuges, mit dem wir unterwegs waren – also der ganze Zug -, nur bis Seen führe, wurde uns unterwegs mitgeteilt. Auch wurde uns die Möglichkeit schmackhaft gemacht, in Winterthur HB auf die S26 umzusteigen.
Als ich dort angekommen war, merkte ich, dass alle potenziellen S11-Passagiere mangels einer solchen ins Tösstal ebenfalls bereits in dieser S26 warteten …