Ganz allein
Normalerweise ist mein Morgen ziemlich genau durchgetaktet: Fast auf die Minute genau lässt sich vorhersagen, wo ich wann bin – beim Anziehen, Morgenessen oder der Morgentoilette im Bad. Auch bin ich üblicherweise knapp dran – wobei es dann doch auch immer gut reicht, um den Zug um 06:43 zu erwischen. Zumal dieser ja sowieso immer verspätet ist.
Heute jedoch, da war etwas anders: Ich machte vorwärts, machte mich fertig und ging los. Ohne auf die Uhr zu schauen. Einfach so. Viel früher als normal. Den Leuten, die ich jeden Morgen kreuze, begegnete ich 100 bis 200 Meter später, und am Bahnhof war ich trotz Schlenderns drei Minuten früher am Bahnhof. Als Erster. Ganz allein. Im Regen.
Allein auf weiter Flur …
Zu spät und nicht zu spät
Es ist ja wirklich so: Wenn man von mir zu Hause normal schnell weggeht, schafft man es gut in sieben, wenn man etwas zügiger unterwegs ist in sechs Minuten zum Bahnhof.
Wenn man normal schnell geht. Es kommt jedoch vor, dass ich zu früh dran bin, ins Schlendern gerate, den Kohlmeisen lausche und sehr gemütlich meines Weges gehe.
So war es auch heute: Noch ein Stück entfernt vom Bahnhofplatz, war es bereits 6:41 Uhr, und mein Zug würde um 6:43 Uhr abfahren. Meiner Gewohnheit folgend, musste ich in diesen zwei Minuten jedoch nicht nur zum Perron, sondern auch diesem entlang bis zur Spitze des Zuges gelangen.
Die Tatsachen spielten mir jedoch in die Hände: Die S11 fährt bei uns nie pünktlich. Ich war also knapp, für meinen morgens üblichen Standort beim Einsteigen eigentlich zu spät. Die S11 fuhr jedoch heute drei Minuten zu spät.
ich darf diese drei Minuten Pufferzeit jetzt einfach nicht als gegeben anschauen, sonst komme ich wirklich mal zu spät …
Knapp geschafft
Überpünktlich aus dem Haus gehen. Kann ich. Den Vögeln zuhören. Kann ich. Versuchen sie zu bestimmen. Kann ich. Dies schaffen. Kann ich nicht. Unterwegs merken, dass ich keine Maske dabei habe. Kann ich. Nachschauen und merken, dass noch eine als eiserne Reserve im Rucksack liegt. Kann ich. Sie auspacken und anschliessend weiterschlendern. Kann ich. Die letzten Meter rennen, damit ich meinen Zug noch erwische. Muss ich.
Genug früh
Wenn ich morgens das Haus verlasse und die S11 Richtung Winterthur noch nicht durch ist, so ist klar, dass ich sicher noch mehr als genug Zeit habe für den Weg zum Bahnhof. Die S11 fährt ungefähr um 06:44 vorbei, der Weg dauert ungefähr sechs Minuten und meine S26 fährt um 06:55. Wenn mein Sohn auf den Zug muss, geht er rund sieben Minuten vor Abfahrt los. Für mich wäre das schlicht zu stressig. Ich habe lieber ein bisschen mehr Zeit,…