Ausgebremst
Das Schienennetz in der Schweiz ist dicht belegt; ein Zug kommt nach dem anderen, und einige Stellen entpuppen sich als wahrhaftige Nadelöre.
Ein solches Nadelör befindet sich beim Bahnhof Winterthur Grüze, wo die Züge aus dem Tösstal und jene aus Richtung Wil und St. Gallen zusammenkommen.
So kann es vorkommen, dass Hierarchien durcheinander geraten: Grundsätzlich – so meine ich zu wissen – hat der Fernverkehr Vortritt vor dem Regionalverkehr. Am Mittwoch jedoch war der EuroCity aus München so verspätet, dass er durch meine S11 „ausgebremst“ wurde und einen Zwischenstopp einlegen musste. So hiess es – frei nach Gorbatschow:
„Wer zu spät kommt, den bestraft der Fahrplan“ …
Bahnersatz, überraschend
Zum Glück schaute meine Frau am Sonntagmorgen zur rechten Zeit aus dem Fenster. Sonst hätte sie das Postauto nicht gesehen und wir wären zu spät am Bahnhof gewesen. Ein Postauto im mittleren Tösstal bedeutet nämlich fast zwangsläufig, dass etwas mit dem Zug nicht in Ordnung ist.
Ein Blick in die Fahrplan-App bestätigte diesen Umstand: „Wegen Bauarbeiten“ fuhr zwischen Winterthur und Turbenthal ein Bahnersatzbus. Weshalb das am Display am Bahnhof nicht gestanden war, sondern nur die Bauarbeiten unter der Woche erwähnt wurden, ist mir ein Rätsel.
Zum Glück schaute meine Frau am Sonntagmorgen zur rechten Zeit aus dem Fenster …
Ein fast leerer Bahnhof
Heute war ich für meine Verhältnisse ungewöhnlich spät – ja unangenehm spät – zu Hause losgegangen. Erst um 06:42 Uhr war ich am Bahnhof an jenem Ort, wo ich jeweils in den Zug steige.
Klassischerweise war auch heute noch lange nichts von meiner S11 zu sehen, klassischerweise kam sie nicht pünktlich, und ebenfalls klassischerweise erhielt ich via SBB-App erst um 06:45 Bescheid, dass meine S11 drei Minuten verspätet statt 06:43 erst um 06:46 ankäme.
Merkwürdig war jedoch: Als ich da war, und auch über die eigentlichen Abfahrtszeit hinaus, war das Perron fast leer, und von den üblichen Leuten, die jeweils zu sehen sind, war praktisch niemand zu sehen. Eine junge Frau kam strammen Schrittes um 06:44, und ein Teenager wurde um etwa 06:45 mit dem Auto abgeladen. Sonst nix.
Auch im Zug sitzen ungewöhnlich wenige Passagiere, und es hatte sogar noch ganz freie Abteile, als ich einstieg.
Wo sind wohl all die Leute?
Weiter hinten
Nachdem ich in den letzten Tagen erst gar nicht und gestern später unterwegs war, hatte ich heute wieder das Vergnügen mit meiner S11. Da ich jedoch in Winterthur noch etwas abgeben musste, war ich sehr weit hinten im Zug – im dritthintersten statt im vordersten Wagen.
Die Leute da sind andere als jene, denen ich sonst jeweils begegne. Ihr Verhalten ist hingegen nicht anders als das der Leute von ganz vorne: Die meisten hören Musik oder schauen irgendetwas auf ihrem Smartphone, lesen online die Zeitung, spielen oder machen noch ein Nickerchen. Wenige schwatzen leise miteinander.
In Seen ist der Aufprall unserer Komposition auf die andere, schon da stehende, nicht so stark zu spüren wie ganz vorn. Der Platz um Wagen ist etwas beengter. Was hingegen gleich ist wie beim vordersten Wagen:
Auch dieser Wagen war heute bereits in Rämismühle-Zell drei Minuten zu spät …
S11 nach Seen
Die S11 um 17:35 fährt von Zürich Stadelhofen nach Wila. Normalerweise. Die hintersten sechs Wagen fahren nur bis Winterthur Seen. Normalerweise. Der drittvorderste Wagen ist ungefähr da, wo ich warte. Normalerweise.
Gestern jedoch, da war alles ein bisschen anders: Irgendwo auf dem Schienennetz musste es ein Problem gegeben haben. Jedenfalls kamen alle Züge – inklusive unserem – zu spät. Unser Zug wurde verkürzt geführt, was bedeutete, dass die Dichte von Passagier pro Quadratmeter wieder um einiges erhöht war. Eine Störung am Zug liess uns noch später abfahren.
Dass der Teil des Zuges, mit dem wir unterwegs waren – also der ganze Zug -, nur bis Seen führe, wurde uns unterwegs mitgeteilt. Auch wurde uns die Möglichkeit schmackhaft gemacht, in Winterthur HB auf die S26 umzusteigen.
Als ich dort angekommen war, merkte ich, dass alle potenziellen S11-Passagiere mangels einer solchen ins Tösstal ebenfalls bereits in dieser S26 warteten …
Zu spät und nicht zu spät
Es ist ja wirklich so: Wenn man von mir zu Hause normal schnell weggeht, schafft man es gut in sieben, wenn man etwas zügiger unterwegs ist in sechs Minuten zum Bahnhof.
Wenn man normal schnell geht. Es kommt jedoch vor, dass ich zu früh dran bin, ins Schlendern gerate, den Kohlmeisen lausche und sehr gemütlich meines Weges gehe.
So war es auch heute: Noch ein Stück entfernt vom Bahnhofplatz, war es bereits 6:41 Uhr, und mein Zug würde um 6:43 Uhr abfahren. Meiner Gewohnheit folgend, musste ich in diesen zwei Minuten jedoch nicht nur zum Perron, sondern auch diesem entlang bis zur Spitze des Zuges gelangen.
Die Tatsachen spielten mir jedoch in die Hände: Die S11 fährt bei uns nie pünktlich. Ich war also knapp, für meinen morgens üblichen Standort beim Einsteigen eigentlich zu spät. Die S11 fuhr jedoch heute drei Minuten zu spät.
ich darf diese drei Minuten Pufferzeit jetzt einfach nicht als gegeben anschauen, sonst komme ich wirklich mal zu spät …
Weiterfahrt nicht möglich
Gestern Morgen ertönte in der S23 die Stimme des Lokführers: „Zurzeit ist eine Weiterfahrt nicht möglich. Grund dafür ist eine technische Störung an der Bahnanlage.“ Vorerst nichts weiter. Mitten im Zürichbergtunnel. Auch wenn bald darauf eine andere Stimme darauf hinwies, dass wir mit einigen Minuten Verspätung zu rechnen hätten, war ich nicht so sicher, ob dieser Zug überhaupt aus eigener Kraft den Tunnel jemals wieder würde verlassen können. Andere Züge rauschten vorbei, während wir da standen. Und warteten. Doch da,…
Zu spät
Letzten Freitag habe ich es aus der anderen Optik gesehen: Der Zug kam zu spät, so dass die S23 schon geschlossen und am Abfahren war. Einige Male ist dies mir schon passiert. Diesmal – deshalb „andere Optik“ – war es jedoch nicht meine S26, sondern die S35 aus Wil SG, die zu spät kam. Ganz deutlich sah man nun die Emotionen auf den Gesichtern der Passagiere: Ratlosigkeit, Verwirrung, Ärger, Enttäuschung. Nicht, dass es grundsätzlich schlimm ist, wenn man über die…