Ein Ausflug ins Bündnerland (3)
In Filisur stiegen wir um, auf den Zug in Richtung Chur. Diese Züge – die „Alvra“-Kompositionen – sind wohl irgendwie speziell: Sie tragen den rätoromanischen Namen des Flusses, dessen Tal sie durchfahren, der Albula. Rein äusserlich speziell ist auch das grosse Velo-Abteil und – ich habe das sonst noch nie gesehen – das Foto-Abteil, wo man ans Fenster stehen, dieses öffnen und die herrliche Aussicht ohne störende Spiegelungen und ohne Verrenkungen machen zu müssen fotografieren kann.
Der Zug war voll. Dank einer grösseren griechischen Reisegruppe, die von St. Moritz kommend in Filisur ausgestiegen war, fanden wir jedoch trotzdem gut Platz: in einem zusätzlich angehängten alten Wagen.
Lieber in einem alten Wagen sitzen können, als in einem neuen Wagen stehen müssen …
Happy New Year
Am Silvester feierten wir nicht bis in den frühen Morgen hinein, sondern gingen bald nach Mitternacht zu Bett. Dies nicht zuletzt, weil wir wussten, dass wir an Neujahr beizeiten aufstünden, um einen Ausflug mit dem Zug zu machen.
Ins Berner Oberland – ein Sehnsuchtsort von mir. (Wer jeweils mitliest, weiss: Unterdessen ist auch Edinburgh ein solcher.) Wenn ich das „Dreigestirn“ Eiger, Mönch und Jungfrau sehe, kommen Heimatgefühle auf.
Zwischen Bern und Interlaken kaufte ich im Speisewagen eine kleine Stärkung „to go“: einen Kaffee, eine Cola und etwas Schokolade. Was ich erhielt, waren jedoch nicht nur die bestellten Dinge, sondern auch ein Kärtchen mit den besten Wünschen zum neuen Jahr und je einen Schokokäfer für meine Frau und ich.
Danke, SBB-Restaurant, und allen ein gutes 2024!
Aarau retour
Mit dem Zug dauert die Fahrt von Zürich Stadelhofen nach Aarau und zurück rund hundert Minuten. Eine relativ kurze Zeit, die einem aber auch ziemlich lang vorkommen kann. Dies vor allem dann, wenn man auf etwas wartet, das auf genau dieser Strecke unterwegs ist.
Einen Rucksack zum Beispiel. Ich hatte ihn beim Aussteigen zwischen den Sitzen stehen lassen und dies erst gemerkt, als ich bereits auf der Rolltreppe war. Im Stossverkehr eine Rolltreppe hoch rennen, die herunter fährt, schafft nicht mal Ethan Hunt. Das wäre auch für ihn eine unmögliche Mission. Jedenfalls konnte ich nur noch der S11 hinterher schauen.
Sofort Verlustanzeige ausfüllen, sofort das iPad auf „Verloren“ stellen, sofort auch Stossgebet gen Himmel. Sofort iPad tracken.
Das Tracking zeigte mir laufend an, wo sich mein iPad gerade befand. Mit dem Fahrplan abgeglichen war die Chance, dass es immer noch an „seinem“ Platz war, gross.
Ich fuhr also kurz vor 9 Uhr mit einer S-Bahn in den Hauptbahnhof, stieg dort in die von Aarau kommende S11 ein, und da sah ich ihn bereits: Mein Rucksack lugte unterdessen etwas zwischen den Sitzen hervor, als wartete er auf mich.
Erleichtert nahm ich meinen Rucksack an mich und stieg hundert Minuten nach dem ersten Mal, diesmal voll bepackt, wieder aus. Der Rucksack war noch voll; nichts war weg.
Gott sei Dank!
Vereistes Perron
So etwas wie heute habe ich noch nie erlebt: Das ganze Perron an unserem Bahnhof war vereist. Nicht nur ein paar eisige Flecken, nein, eine einzige, zusammenhängende Eisfläche.
Offenbar war der Boden in der Nacht genügend kalt gewesen, dass der gefallene Regen direkt gefrieren konnte. Das Wasser hatte denn auch keine gefrorenen Bächlein hinterlassen, sondern war gleichsam tropfenweise festgefroren. Curling-Eis sozusagen.
Ich habe es dennoch geschafft, zum Zug zu schlittern, ohne auszurutschen …
Plauderi
Morgens im Pendelzug ist es – so will es das Gesetz – wenn auch nur das ungeschriebene -, dass man ruhig ist, vor sich hin döst, liest, was auch immer. Halt eben ruhig ist. Allenfalls leise miteinander kurz etwas spricht, aber nicht grosse Diskussionen führt über Gott und die Welt. Plaudern kann man anderswo.
Und doch gibt es sie immer wieder, die Plauderi, die in einer Seelenruhe miteinander plaudern, ohne Rücksicht auf die anderen.
Wobei ich ja eigentlich nicht allzu empfindlich reagieren muss. Ich habe ein wirksames Mittel gegen störende Nebengeräusche:
Bei Bedarf schalte ich einfach meine Hörgeräte aus …
Am Bahnhof Filisur
Es gibt Bahnhöfe, die – je nach Betrachtungsweise – ihren alten Charme bewahrt haben oder bei denen denen fast etwas die Zeit stillgestanden zu sein scheint.
Einer dieser Bahnhöfe ist Filisur: Irgendwann mal wurde es eine neue Unterführung mit rollstuhl- und kinderwagentauglicher Rampe erbaut sowie das Perron erneuert. Das geschindelte Bahnhofsgebäude sieht jedoch – zumindest äusserlich – noch aus wie anno dazumal, inklusive der typischen Glocken, die das Einfahren des Zuges ankündigen, und der klassischen Bahnhofsuhr.
Ich wäre ja so gerne noch geblieben, aber der Zug, der rollt … (frei nach dem Lied „Hoch auf dem gelben Wagen“)
TrenInn
GPS-Ortung hat auch einen spielerischen Nutzen: Im Engadin waren wir mit der „Kulturlinie“ TrenInn der RhB unterwegs. Hierbei geht es darum, an verschiedenen Bahnhöfen und Orten zwischen St. Moritz, Pontresina und Scuol-Tarasp Fragen zur Kultur, zu Bräuchen und Spezialitäten des Engadins zu beantworten. Wie von Geisterhand – von GPS gesteuert – tauchen die richtigen Fragen am richtigen Bahnhof auf und können meist vom Zug aus beantwortet werden. Für andere, zusätzliche Fragen muss man aussteigen und ein paar Schritte gehen.
Wenn man genügend Fragen richtig beantwortet hat, gewinnt man einen typischen Engadiner Preis.
Der Name „TrenInn“ ist übrigens – darüber hat uns eine Engadinerin aufgeklärt – ein rätoromanisches Wortspiel: „Tren“ bedeutet „Zug“, der Inn ist der Fluss, der durchs Engadin fliesst.
„Trenin“ hingegen ist ein kleiner Zug, ein Züglein …
Junge Pendlerinnen
Jeden Tag steigen unterwegs zwei Mädchen in den Zug ein. Mädchen etwa im Mittelstufenalter. Allem Anschein nach Schwestern. Sie steigen nach mir ein und auch nach mir aus.
Bei Erwachsenen bin ich mir gewohnt, dass sie bereits vor 7 Uhr aufbrechen und zur Arbeit fahren. Ich gehöre ja auch dazu. Auch bei Kantonsschülern und Lehrlingen (und ihren weiblichen Pendants) muss das anscheinend so sein.
Wohin jedoch zieht es wohl diese zwei jungen Pendlerinnen?
Eine neue S-Bahn
Es ist schon eine Weile her, dass ich über den neuen S-Bahn-Zug geschrieben habe: den jüngeren Bruder sozusagen der Komposition, mit der ich für gewöhnlich unterwegs bin. Die Namen der Züge mögen in Wirklichkeit komplizierter sein, aber mein Zug trägt die Nummer 511 und der andere die 512.
Am Montagabend war ich etwas früher, mit dem Entlastungszug um 17:09 Uhr, unterwegs. Deshalb traf ich auf anderes Rollmaterial. Tatsächlich wurde dort eine 512er-Komposition eingesetzt. Ein Quantensprung gegenüber dem normalerweise da verkehrenden 1.-Generation-Doppelstöcker!
Was führte diese Verbindung wohl zu dieser Ehre?
Auf der Rigi (1)
Am Sonntag vor zwei Wochen zog es uns in die Berge. Konkret sollte es auf die Rigi gehen. Mit der Bahn, dann einige Schritte gehen, aber hauptsächlich nochmals etwas Sommersonne tanken.
Erwartungsgemäss waren wir nicht die einzigen mit diesem Ansinnen: Alleine unser Zug von Arth-Goldau da rauf musste doppelt geführt werden.
Oben – so hatten wir auch vom Lokführer erfahren – stand die Dampflok Nummer 7 von 1873. Diese ist etwas speziell: Der Dampfkessel liegt nicht, wie bei anderen Dampfloks, sondern er steht vorne auf der Lok. Das Aussehen ist etwas speziell.
Die Lok wird noch für Nostalgiefahrten hervorgenommen und war an diesem Sonntag mit einem einzelnen Wagen unterwegs: einmal hoch und nach eingehenden Kontrollen und nach dem Auffüllen der Kohlen- und Wasservorräte wieder runter nach Arth-Goldau.
Dieser Zug wäre sehr wahrscheinlich nicht in meinem GA enthalten gewesen …