Eine besondere S11
Gestern Abend, als ich bereits zu Hause angekommen war, entdeckte ich, dass mir Stefan, ein Kollege, eine WhatsApp-Nachricht geschrieben hatte: „Jetzt fahrsch mit mir hei“. Er ist Lokführer, und so ist klar, was das hiess: Soeben war ich mit ihm von Stadelhofen nach Rämismühle-Zell gefahren.
Es kommt nicht sehr oft vor, dass Stefan ins Tösstal fährt. Noch viel seltener hat er jemanden von meiner Familie oder gar mich unter den Passagieren.
Begrüssen konnte ich Stefan also nicht mehr. Von unserem Balkon habe ich jedoch eine tolle Aussicht aufs Bahntrassee. So konnte ich ihn wenigstens filmen, als er von Wila zurückkam.
Hätte ich ihm gewinkt, so hätte er dies wohl nicht gesehen …
Das „Tigerli“
Am Samstag fuhren wir nach Triesenberg im Fürstentum Liechtenstein. Spannend: Alles sieht in Liechtenstein sehr ähnlich aus wie in der Schweiz; auch die Strassenbezeichnungen und Wegweiser ähneln den Unseren stark.
Auf dem Rückweg, am Bahnhof Buchs SG, entdeckten wir eine schmucke Dampflok. Auf dem Schild, das daneben angebracht war, stand etwas von der Geschichte des Bahnhofs geschrieben und dass die Lok, „Tigerli“ mit Namen, bis 1964 zum Rangieren gebraucht worden sei.
Der Höhepunkt war für mich jedoch die Nummer der Lok: 8487. Schlicht 8487.
Die gleiche Nummer wie unsere Postleitzahl!
Wir freuen uns auf Kino
Der Film „The Fall Guy“, der momentan (noch) im Kino läuft, weckt Erinnerungen an die Teenagerzeit: Es geht um Erlebnisse des Stuntmans Colt Seavers. Meine Generation kannte die Serie „Ein Colt für alle Fälle“ nur zu gut; sie gehörte zum Stamm-Repertoire junger männlicher Teenagers neben „Knight Rider“, „Mac Gyver“, „Das A-Team“ und „Ein Trio mit vier Fäusten“.
Den aktuellen „Colt“-Film also, den wollte ich gesehen haben. Die Gelegenheit dazu hatte ich letzten Dienstag, und diese kostete ich genüsslich aus: Ich löste ein Ticket für die Vorstellung von 17:15 Uhr im Saal 6 des Kinos „Kiwi“ in Winterthur.
Vom Ganzen hatte ich mir nicht zu viel versprochen, und das Setting gefiel mir: Der Film war actiongeladen, ich sass auf dem besten Platz im ganzen (Mini-)Saal und konnte mich schön ausbreiten: Den Rucksack rechts von mir auf dem Sitz, die Nachos-Schachtel links, die Beine – fein säuberlich die Unterschenkel auf das Polster gelegt und ohne mit den Fusssohlen irgendwo anzustossen – über die Rückenlehne des Sitzes vor mir gelegt. So liess es sich gut sitzen. Das Einzige, was nicht stimmte, war der Spruch an der Leinwand. Korrekt wäre gewesen:
„Wir freuen uns auf Kino mit dir!“ …
Walenstadt, Gleis 1
Am Bahnhof Walenstadt ist auffällig: Die Geleise 3 und 4 teilen sich ein Perron, während das Gleis 2 ein eigenes Perron hat. Zudem kann man die Gleise durchzählen und kommt zum Schluss, dass das Gleis 2 dasjenige ist, das direkt vor dem Bahnhofgebäude verläuft und direkt, ohne Unterführung oder so, erreichbar ist. Die Gleise 3 und 4 erreicht man via eine Unterführung.
Unter dem Strich fällt auf: Da fehlt schlicht etwas. In Walenstadt gibt es kein Gleis 1. Ich will ja nicht zimperlich sein, aber das ist halt schon etwas merkwürdig nach meinem Empfinden.
Wo mag das Gleis wohl hingekommen sein?
Heidi – das Musical
Jeweils im Juni und Juli gelangt auf der Seebühne in Walenstadt ein Musical zur Aufführung. Seebühnen sind ja bekannt: Diejenige von Bregenz zum Beispiel, und auch jene in Thun. Hier aber eben: Walenstadt.
Dieses Jahr wird „Heidi“ aufgeführt, die Geschichte von Johanna Spyri über das kleine Waisenmädchen, das zuerst bei seinem Grossvater, dem Alpöhi, quasi „versorgt“, diesem dann entrissen und als Gespielin für ein gelähmtes Mädchen nach Frankfurt gebracht und schliesslich wegen seines Heimwehs wieder auf die Alp gebracht wird.
Meine Schilderung – und wer die Geschichte kennt, wird mir beipflichten – greift viel zu kurz und beschreibt nichts von Grossvaters, Geissenpeters und Heidis Freuden in den Bergen, Heidis Freuden und Leiden in Frankfurt und von der Freude beim Wiedersehen auf der Alp.
Viel gehört – auf Schallplatten und Kassette -, gesehen – als Serie mit Katja Polletin und Stefan Arpagaus und als Film -, aber auch gelesen – als Bilderbuch sowie im Original: Heidi gehört quasi zu meiner DNA.
Gestern lud mich meine Frau zum Musical ein: Eine wunderschöne Umsetzung vor – wahrscheinlich – traumhafter Kulisse (bei unserer Aufführung waren die Berge verhangen). Ich konnte mit dem Verstand abzuspalten versuchen, was abzuspalten war: „Das sind nur Schauspieler“, „Das ist nicht echt“, „Die Scesaplana sieht man nicht von Maienfeld aus“. Mitleiden mit dem kleinen Mädchen habenund ab und zu eine Träne verdrücken musste ich trotzdem.
Ach Heidi, schön, ist alles gut herausgekommen!
Ein Platz auf dem Perron
Das Perron an unserem Bahnhof ist 150 Meter lang – genügend lang für die S11-Komposition, eine RABe 511-Einheit, die morgens und abends durch das Tösstal rauf- und runterfährt. Diese nennt man auch Regio-Dosto – was heute aber nichts zur Sache tut.
Seit Jahren – seit ich diesen Zug nehme, um nach Zürich zu fahren – benütze ich zum Einsteigen die hintere Türe des vordersten Wagens. Ich stehe immer am selben Ort: dort, wo das Perron mit etwas anderen Steinen als das bisherige verlängert wurde. Auf der Grenze zwischen altem und neuem Perronteil sozusagen.
Heute Morgen war dies nicht möglich: Eine Frau stand etwa einen halben Meter links von „meinem“ Platz. Was so ja gar nicht geht, wenn man sich das so überlegt. Ich meine, das Perron ist ja lang genug, dass sie sich einen anderen Platz hätte aussuchen können.
Nun denn: Mein Platz war besetzt, und ich stellte mich mit etwas Abstand daneben.
Die Türe erreichte ich denn auch von dieser Stelle her gut …
Die schönste Job-Perspektive
Momentan verkehrt auf den SBB-Strecken eine Re 460 mit einer besonders schönen Speziallackierung: In städtischer Kulisse zeigt sie einen Sonnenaufgang, fotografiert aus Sicht des Lokführers. Dazu der Slogan „Die schönste Job-Perspektive der Welt“, auf der einen Seite in Deutsch und auf der anderen in Französisch. Eine Art „Werde Lokführer“-Werbung.
Diese Lok sah ich am Sonntag zweimal: Zuerst, als wir im Café sassen, angehängt an einen Fernverkehrszug und diesen stossend, und später, um etwa 18 Uhr, nochmals im Winterthurer Hauptbahnhof, wo sie den selben Zug – einen IR 75 – nun zog.
Der Zug – und mit ihm die Lok – war während unseres Kinobesuchs kurz in Konstanz gewesen …
Ein Zug, zwei Loks
Am Sonntag sassen wir friedlich auf einer Café-Terrasse, genossen das Zusammensein und vertrieben uns die Zeit bis zum nächsten Termin.
Es begab sich, dass mein Platz so ausgerichtet war, dass ich Blick auf den Hauptbahnhof und vor allem auf die ein- und ausfahrenden Züge hatte: S-Bahnen, Thurbos, InterRegios und InterCity-Züge. Unter diesen – den ICs – fiel mir einer auf, der scheinbar von zwei roten Bahn-2000-Loks gezogen wurde. Nur scheinbar darum, weil die hintere der beiden die Stromabnehmer nicht oben hatte und keinen Strom aus dem Netz bezog. Offenbar war sie ausgeschaltet.
Fuhr die Lok wirklich einfach so mit, oder welchen Sinn sollte das Ganze ergeben?