Der Kräutergarten
Für zwei Nächte waren wir in Klosters, im Hotel Sport (sehr zu empfehlen: vorzügliches Essen, traumhafte Aussicht, sehr freundliches Personal vom Service über die Reception bis zur Chefin), zu Gast.
Neben dem Essen blieb uns genügend Zeit und Gelegenheit, uns auch über die Bilder an der Wand zu unterhalten. Eines davon war richtig lehrreich: Es zeigte unter dem Titel „Herb garden“ dreizehn verschiedene Küchenkräuter. Beschriftet in Englisch.
Einige davon waren auf Anhieb klar: „Oregano“, „Majoram“ (zu Deutsch mit „n“ am Schluss), „Dill“, „Coriander“. Andere kommen im Lied „Scarborough Fair“ von Simon & Garfunkel vor: „Are you going to Scarborough Fair? Parsley, sage, rosemary, and thyme.“ Parsley – das weiss ich – ist Petersilie, Peterli. Zwei der anderen sind ebenfalls klar. Was ist jedoch „sage“? Wir konnten nicht umhin und mussten Google konsultieren.
Salbei.
Ein Fussgängerstreifen
Normalerweise sind Fussgängerstreifen in der Schweiz einfach gelbe Querbalken, die auf die Strasse gemalt wurden. Die beiden bei der Kantonalbank in Bülach sind die einzigen, die ich kenne, die mit weissen Rechtecken noch zusätzlich gekennzeichnet sind – als ob den Autofahrern nochmals klarer gemacht werden müsste, dass sie da keinen Vortritt hätten.
Vielleicht ist eine solche Kennzeichnung auch nötig, denn die Fussgängerstreifen sind jeweils unmittelbar neben der Hausecke angebracht. Da die Autos beim Umrunden der Kreuzpapeterie sowieso ihr Tempo drosseln müssen, fällt ihnen eine solche Kennzeichnung besonders auf.
Letzthin – es war weit und breit kein Auto zu sehen – hob ich an, von der Kreuzpapeterie her die Strasse zu überqueren, als ein Kleinwagen von links zügig hinter der Hausecke hervorfuhr und mir den Vortritt nahm. Entschuldigend winkte er mir im Vorbeifahren zu und fuhr weiter. Wie das wohl bei der Fahrprüfung angekommen wäre?
Er hatte ein blau-weisses „L“-Schild am Heck …
Beleuchtetes Grossmünster
Normalerweise bin ich um 19 Uhr nicht an der Münsterbrücke in Zürich anzutreffen. Gestern jedoch war ich auf dem Heimweg von einem Anlass auf dem Münsterhof. Schon dort war die Stimmung friedlich gewesen. Hätte ich die Veranstaltung jedoch nicht vorzeitig verlassen, so wäre ich gefühlt nie mehr nach Hause gekommen. Schon so wurde es bedeutend später als urprünglich geplant.
Auch hätte ich die spezielle Beleuchtung in weichen Rosa- und Gelbtönen verpasst, mit der die Sonne das Grossmünster und Teile des Limmatquais anstrahlte. Die einen mögen das Ganze als „kitschig“ bezeichnen, andere als mystisch.
Für mich stand einfach kurz die Zeit still. Ein kleiner Wink Gottes.
Krallen
Wenn meine Fingernägel einen zwei oder drei Millimeter breiten weissen Rand haben, beginnt es mir unwohl zu werden, und ich muss sie stutzen. Wenn ich mich im öV umschaue, sieht das bei anderen Leuten ähnlich aus. Einige Frauen haben die Nägel angemalt, einige nicht.
Einige Frauen haben Geld fürs Nagelstudio aufgewendet und sind mit perfekten Nägel – natürlich oder auch aufgeklebt – unterwegs. Je nach dem wird halt wohl zum Beispiel die Bedienung eines Computers oder Handys schwieriger, da die Fingerkuppen flacher aufgelegt werden müssen.
Letzthin im Postauto sah ich jedoch eine Frau mit etwa sechs Zentimeter langen Nägeln. Abgesehen davon, dass mir das nicht sonderlich gefällt, überlege ich mir den praktischen Nutzen und die Gefahr, die von solchen Krallen ausgeht:
Ich würde mir das Auge auskratzen. Sowieso wäre die Gefahr, dass ich überall dort, wo ich nur wenig kratzen wollte, tiefe Kratzer erhielte, nicht von der Hand zu weisen. Die Bedienung elektronischer Geräte muss wirklich ungleich schwieriger sein. Einen Vorteil haben solche Fingernägel hingegen: Die Frau braucht keinen Kamm zur Haarpflege.
Einige Striche mit den Fingern reichen …
Ronja Finlitochter
Bis letzte Woche lebten in unserer Nachbarschaft zwei kastrierte Alpaka-Männchen und eine Alpaka-Familie: Grossmutter, Mutter und Sohn: der kleine Finli. Klein war er zumindest früher mal. Unterdessen ist er schon ziemlich erwachsen. Auch er ist kastriert. Vor jenem Vorgang hatte er jedoch noch für die Erhaltung seiner Linie gesorgt und seine Mutter geschwängert. (Wie nennt man das korrekt bei Tieren? Gedeckt wahrscheinlich.)
Jedenfalls wuchs im Bauch von Finlis Mutter still und heimlich ein kleines Alpaka-Mädchen heran, das dann letzten Mittwoch geboren (geworfen?) wurde. Ronja, die Tochter und gleichzeitig die Halbschwester von Finli.
Man stelle sich vor, er hätte auch seine Grossmutter geschwängert und sie würde ein männliches Fohlen (oder Kalb? Wie nennt man Alpakababies?) zur Welt bringen: Das wäre dann Finlis Onkel.
Und wenn jenes Tier dann Ronja begatten würde: Dann würde es endgültig kompliziert …
Junge Pendlerinnen
Jeden Tag steigen unterwegs zwei Mädchen in den Zug ein. Mädchen etwa im Mittelstufenalter. Allem Anschein nach Schwestern. Sie steigen nach mir ein und auch nach mir aus.
Bei Erwachsenen bin ich mir gewohnt, dass sie bereits vor 7 Uhr aufbrechen und zur Arbeit fahren. Ich gehöre ja auch dazu. Auch bei Kantonsschülern und Lehrlingen (und ihren weiblichen Pendants) muss das anscheinend so sein.
Wohin jedoch zieht es wohl diese zwei jungen Pendlerinnen?
Stinken
So geht Werbung: Seit 2016 macht Coop Werbung für Raclette und Fondue mit immer dem selben Spruch: „Chli stinke muess es“. Unterdessen ab und zu etwas abgewandelt, bleibt die Kernaussage stets die selbe: Käse stinkt halt.
Die Migros ihrerseits hat den „Stink-Trend“ nicht verpasst und wirbt für die regional unterschiedliche Artenvielfalt ihres Käsesortiments („Aus der Region. Für die Region.“) mit dem Spruch „In jeder Region anders stinken. Das ist Migros.“
Egal, welchen Spruch man besser findet: Allein die Tatsache, dass beide Werbungen innert einiger Sekunden am selben Screen gezeigt werden, hat etwas für sich.
Ich bin übrigens Team Migros …
Gemeinsam vorwärts
Einen einmaligen Slogan hat die Marketing-Abteilung des Zürcher Verkehrsverbundes (ZVV) gewählt: „Gemeinsam vorwärts.“ (Man beachte den Punkt am Schluss des Un-Satzes!) Praktisch: Das Ganze ist so kurz und knackig, dass man es auch gut in andere Sprachen übersetzen kann: „Ensemble en avant“, „Juntos avalante“, „Together ahead“.
Wobei: „Together ahead“ kennt man doch! Das hat Alt-Bundesrat Ueli Maurer Herrn Trump ins Gästebuch geschrieben, als er ihn besuchte! Und, noch viel besser: Den Leitsatz hat Maurer abgeschrieben. Die RUAG, ein Schweizer Rüstungskonzern, wirbt schon lange mit dem Slogan.
Aber schliesslich fahren ja einige Eisenbahn-Linien in der Nähe des Bahnhofs Örlikon an einem Gebäude mit genau dieser Aufschrift vorbei. Vielleicht legitimiert dies ja die Adaptierung des Spruchs.
In diesem Sinne: Zäme fürschi!
A380 in Seen
Über dieses Flugzeug habe ich in all den Jahren viel geschrieben: Die A380 der Emirates Airlines von und nach Dubai begegnet mir immer wieder mal, an den verschiedensten Orten. Einerseits habe ich sie diverse Male am Flughafen gesehen – beim Start, bei der Landung und am Fingerdock. Anderseits auch im Flug, beim An- und Abflug.
Lange nicht immer waren die Begegnungen geplant: Am Flughafen hatte ich teilweise einfach Glück, während ich die An- und Abflüge weiter weg vom Flughafen eher zufällig sah.
So auch am letzten Samstagnachmittag am Bahnhof Winterthur Seen: Der Zeitpunkt des Auf-den-Zug-Wartens stimmte, die Richtung auch.
Hätte meine Frau mich nicht darauf aufmerksam gemacht, so hätte ich sie wohl dennoch übersehen …