Am Bahnhof Filisur
Es gibt Bahnhöfe, die – je nach Betrachtungsweise – ihren alten Charme bewahrt haben oder bei denen denen fast etwas die Zeit stillgestanden zu sein scheint.
Einer dieser Bahnhöfe ist Filisur: Irgendwann mal wurde es eine neue Unterführung mit rollstuhl- und kinderwagentauglicher Rampe erbaut sowie das Perron erneuert. Das geschindelte Bahnhofsgebäude sieht jedoch – zumindest äusserlich – noch aus wie anno dazumal, inklusive der typischen Glocken, die das Einfahren des Zuges ankündigen, und der klassischen Bahnhofsuhr.
Ich wäre ja so gerne noch geblieben, aber der Zug, der rollt … (frei nach dem Lied „Hoch auf dem gelben Wagen“)
TrenInn
GPS-Ortung hat auch einen spielerischen Nutzen: Im Engadin waren wir mit der „Kulturlinie“ TrenInn der RhB unterwegs. Hierbei geht es darum, an verschiedenen Bahnhöfen und Orten zwischen St. Moritz, Pontresina und Scuol-Tarasp Fragen zur Kultur, zu Bräuchen und Spezialitäten des Engadins zu beantworten. Wie von Geisterhand – von GPS gesteuert – tauchen die richtigen Fragen am richtigen Bahnhof auf und können meist vom Zug aus beantwortet werden. Für andere, zusätzliche Fragen muss man aussteigen und ein paar Schritte gehen.
Wenn man genügend Fragen richtig beantwortet hat, gewinnt man einen typischen Engadiner Preis.
Der Name „TrenInn“ ist übrigens – darüber hat uns eine Engadinerin aufgeklärt – ein rätoromanisches Wortspiel: „Tren“ bedeutet „Zug“, der Inn ist der Fluss, der durchs Engadin fliesst.
„Trenin“ hingegen ist ein kleiner Zug, ein Züglein …
Die Aussicht
Heute fällt erstens meine S11 aus, was dafür sorgt, dass ich in einem hoffnungslos überfüllten S26-Thurbo stehe und nach Winterthur gondle. Zweitens fällt die S23 aus, die als Entlastungszug die Passagiere der S26 Richtung Zürich bringt. Dies führt zu Dichtestress und blank liegenden Nerven da und dort.
Gejammert über solche Situationen habe ich schon genug. Deshalb lasse ich es an dieser Stelle bleiben und halte nochmals die Aussicht aus unserem Hotelzimmer in Klosters fest.
Wunderschön. Und was auf dieser Foto besonders schön ist, ist lang und rot und schlängelt sich das Prättigau hoch:
Der RhB-Capricorn …
Der Kräutergarten
Für zwei Nächte waren wir in Klosters, im Hotel Sport (sehr zu empfehlen: vorzügliches Essen, traumhafte Aussicht, sehr freundliches Personal vom Service über die Reception bis zur Chefin), zu Gast.
Neben dem Essen blieb uns genügend Zeit und Gelegenheit, uns auch über die Bilder an der Wand zu unterhalten. Eines davon war richtig lehrreich: Es zeigte unter dem Titel „Herb garden“ dreizehn verschiedene Küchenkräuter. Beschriftet in Englisch.
Einige davon waren auf Anhieb klar: „Oregano“, „Majoram“ (zu Deutsch mit „n“ am Schluss), „Dill“, „Coriander“. Andere kommen im Lied „Scarborough Fair“ von Simon & Garfunkel vor: „Are you going to Scarborough Fair? Parsley, sage, rosemary, and thyme.“ Parsley – das weiss ich – ist Petersilie, Peterli. Zwei der anderen sind ebenfalls klar. Was ist jedoch „sage“? Wir konnten nicht umhin und mussten Google konsultieren.
Salbei.
Ein Fussgängerstreifen
Normalerweise sind Fussgängerstreifen in der Schweiz einfach gelbe Querbalken, die auf die Strasse gemalt wurden. Die beiden bei der Kantonalbank in Bülach sind die einzigen, die ich kenne, die mit weissen Rechtecken noch zusätzlich gekennzeichnet sind – als ob den Autofahrern nochmals klarer gemacht werden müsste, dass sie da keinen Vortritt hätten.
Vielleicht ist eine solche Kennzeichnung auch nötig, denn die Fussgängerstreifen sind jeweils unmittelbar neben der Hausecke angebracht. Da die Autos beim Umrunden der Kreuzpapeterie sowieso ihr Tempo drosseln müssen, fällt ihnen eine solche Kennzeichnung besonders auf.
Letzthin – es war weit und breit kein Auto zu sehen – hob ich an, von der Kreuzpapeterie her die Strasse zu überqueren, als ein Kleinwagen von links zügig hinter der Hausecke hervorfuhr und mir den Vortritt nahm. Entschuldigend winkte er mir im Vorbeifahren zu und fuhr weiter. Wie das wohl bei der Fahrprüfung angekommen wäre?
Er hatte ein blau-weisses „L“-Schild am Heck …
Beleuchtetes Grossmünster
Normalerweise bin ich um 19 Uhr nicht an der Münsterbrücke in Zürich anzutreffen. Gestern jedoch war ich auf dem Heimweg von einem Anlass auf dem Münsterhof. Schon dort war die Stimmung friedlich gewesen. Hätte ich die Veranstaltung jedoch nicht vorzeitig verlassen, so wäre ich gefühlt nie mehr nach Hause gekommen. Schon so wurde es bedeutend später als urprünglich geplant.
Auch hätte ich die spezielle Beleuchtung in weichen Rosa- und Gelbtönen verpasst, mit der die Sonne das Grossmünster und Teile des Limmatquais anstrahlte. Die einen mögen das Ganze als „kitschig“ bezeichnen, andere als mystisch.
Für mich stand einfach kurz die Zeit still. Ein kleiner Wink Gottes.
Krallen
Wenn meine Fingernägel einen zwei oder drei Millimeter breiten weissen Rand haben, beginnt es mir unwohl zu werden, und ich muss sie stutzen. Wenn ich mich im öV umschaue, sieht das bei anderen Leuten ähnlich aus. Einige Frauen haben die Nägel angemalt, einige nicht.
Einige Frauen haben Geld fürs Nagelstudio aufgewendet und sind mit perfekten Nägel – natürlich oder auch aufgeklebt – unterwegs. Je nach dem wird halt wohl zum Beispiel die Bedienung eines Computers oder Handys schwieriger, da die Fingerkuppen flacher aufgelegt werden müssen.
Letzthin im Postauto sah ich jedoch eine Frau mit etwa sechs Zentimeter langen Nägeln. Abgesehen davon, dass mir das nicht sonderlich gefällt, überlege ich mir den praktischen Nutzen und die Gefahr, die von solchen Krallen ausgeht:
Ich würde mir das Auge auskratzen. Sowieso wäre die Gefahr, dass ich überall dort, wo ich nur wenig kratzen wollte, tiefe Kratzer erhielte, nicht von der Hand zu weisen. Die Bedienung elektronischer Geräte muss wirklich ungleich schwieriger sein. Einen Vorteil haben solche Fingernägel hingegen: Die Frau braucht keinen Kamm zur Haarpflege.
Einige Striche mit den Fingern reichen …
Ronja Finlitochter
Bis letzte Woche lebten in unserer Nachbarschaft zwei kastrierte Alpaka-Männchen und eine Alpaka-Familie: Grossmutter, Mutter und Sohn: der kleine Finli. Klein war er zumindest früher mal. Unterdessen ist er schon ziemlich erwachsen. Auch er ist kastriert. Vor jenem Vorgang hatte er jedoch noch für die Erhaltung seiner Linie gesorgt und seine Mutter geschwängert. (Wie nennt man das korrekt bei Tieren? Gedeckt wahrscheinlich.)
Jedenfalls wuchs im Bauch von Finlis Mutter still und heimlich ein kleines Alpaka-Mädchen heran, das dann letzten Mittwoch geboren (geworfen?) wurde. Ronja, die Tochter und gleichzeitig die Halbschwester von Finli.
Man stelle sich vor, er hätte auch seine Grossmutter geschwängert und sie würde ein männliches Fohlen (oder Kalb? Wie nennt man Alpakababies?) zur Welt bringen: Das wäre dann Finlis Onkel.
Und wenn jenes Tier dann Ronja begatten würde: Dann würde es endgültig kompliziert …
Junge Pendlerinnen
Jeden Tag steigen unterwegs zwei Mädchen in den Zug ein. Mädchen etwa im Mittelstufenalter. Allem Anschein nach Schwestern. Sie steigen nach mir ein und auch nach mir aus.
Bei Erwachsenen bin ich mir gewohnt, dass sie bereits vor 7 Uhr aufbrechen und zur Arbeit fahren. Ich gehöre ja auch dazu. Auch bei Kantonsschülern und Lehrlingen (und ihren weiblichen Pendants) muss das anscheinend so sein.
Wohin jedoch zieht es wohl diese zwei jungen Pendlerinnen?